Leuchten am Rainberg

Im Rahmen des Bioblitz Salzburg wurde von Patrick Gros und Peter Kaufmann die Idee geboren am Rainberg nach Insekten leuchten zu gehen. Mit seiner einzigartigen Felsensteppe und dem totholzreichen Naturwaldreservat stellt der Rainberg ein artenreiches Naturjuwel inmitten der Stadt Salzburg dar. Zudem hat Gernot Embacher hier bereits in den 1980er und 1990er Jahren geleuchtet und damit wertvolle Vergleichsdaten geschaffen (Embacher 2002).

Nach langem Zuwarten auf optimale Witterungsverhältnisse, war am 12.7. schließlich eine warme Nacht mit Neumond vorhergesagt und so wurde der Rainberg kurzentschlossen erklommen. Mit dabei waren die Bioblitz-Mitstreiter Henrik Klar und Lisi Schlager mit ihrem Freund Philipp.

Bereits beim Aufstieg wurde bereits eine Raupe des Großen Gabelschwanzes (Cerura vinula) entdeckt, der letztmalig in den 1920er Jahren am Rainberg festgestellt wurde. Leider nur als Totfund.

  • Felsensteppe am Rainberg

  • Felsensteppe am Rainberg

  • Lisi und Patrick beim Aufbau

  • Leuchtturm am Rainberg

  • Patrick beim Aufbau des Leuchtturms

  • Bunte Bandeule (Noctua fimbriata)

Um 21:45 Uhr wurden die Lichter entzündet und kurz danach haben sich auch schon die ersten Köcherfliegen, Nachtfalter und Käfer am Turm eingefunden. Unter den Ersten der Licht-Marienkäfer (Calvia decemguttata) und die Bunte Bandeule (Noctua fimbriata). Die Gattung Noctua aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae) war mit sechs verschiedenen Arten und wahrscheinlich hundert Individuen generell die dominanteste Gruppe in dieser Nacht.

Besonders eindrucksvoll waren die drei großen Schwärmer-Arten (Sphingidae), die durch das Licht angelockt wurden: Lindenschwärmer (Mimas tiliae), Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor) und Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri).

Bemerkenswert war der Fund der Apfelbaum-Faulholzmotte (Epicallima formosella), die in Salzburg erstmals im Jahr 2014 nachgewiesen wurde, und von der es hier bislang nur wenige Fundmeldungen gibt, alle aus der Stadt Salzburg. Die Raupe lebt in abgestorbener Rinde von Laubbäumen.

  • Philipp, Lisi und Henrik bei der Arbeit

  • Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor) und Lindenschwärmer (Mimas tiliae)

  • Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor)

  • Henrik beim Obsen

  • Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri)

  • Zaunwinden-Trauereule (Aedia funesta)

Erwähnenswert sind auch wärmeliebende Arten, die durch den Klimawandel begünstigt Salzburg erst rezent besiedelt haben, wie die Zaunwinden-Trauereule (Aedia funesta) oder die Hellbraune Bandeule (Noctua interjecta). Diese Arten sind seit 2013 bzw. 2014 v.A. im Gebiet der Stadt Salzburg regelmäßig anzutreffen, und scheinen auch immer häufiger zu werden.

Erwartungsgemäß wurden auch weitere wärmeliebende, typische Arten der Felshabitate beobachtet, die in Salzburg zumeist nur sehr lokal vorkommen, und im Gebiet der Stadt Salzburg mitunter bereits als verschollen galten, darunter der Hellgebänderter Steinspanner (Charissa pullata), der Einfarbige Zwergspanner (Idaea dilutaria), die Braune Labkrauteule (Chersotis multangula), die Aschgraue Bodeneule (Xestia ashworthii) oder die Graue Felsflur-Staubeule (Hoplodrina respersa). Einige dieser Arten wurden bereits von Gernot Embacher vor Jahrzehnten am Rainberg nachgewiesen.

Besonders erfreulich war der Nachweis der Rotbraunen Ulmeneule (Cosmia affinis), eine in Salzburg vom Aussterben bedrohte Art, die im Gebiet der Stadt Salzburg als verschollen galt. Wie der Name schon sagt, entwickeln sich die Raupen auf Ulmen, in naturnahen Gehölzbeständen.

Auch das Vorkommen der seltenen Gestreiften Zartschrecke (Leptophyes albovittata) am Rainberg konnte im Zuge der Leuchtaktion wieder bestätigt werden. Diese wärmeliebende Heuschrecke kommt im Land Salzburg nur an einzelnen Standorten im Salzburger Becken vor (Illich et al. 2010).

  • Artenvielfalt am Turm

  • Gestreiften Zartschrecke (Leptophyes albovittata)

  • Bunte Bandeule (Noctua fimbriata)

  • ObsIdentify in Aktion

  • Peter mit Lindenschwärmer

Mit dem Fund des Zottigen Laubschnellkäfers (Stenagostus rhombeus) im Bart von Henrik dürfte ein käferfaunistischer Erstnachweis für Salzburg geglückt sein. Jedenfalls finden sich für diesen seltenen, nachtaktiven Waldbewohner weder Angaben in der Biodiversitätsdatenbank noch in den Käfern des Landes Salzburg (Geiser 2001).

Im Laufe der Nacht hat sich eine eindrucksvolle Biomasse und Vielfalt am Turm eingefunden, sodass gegen Ende (2:00 Uhr) das Fotografieren der Tiere durch den massiven Anflug an Eulenfalter (Noctuidae) deutlich erschwert wurde. Am häufigsten war die Hausmutter (Noctua pronuba) mit mehreren Dutzend Individuen am Turm.

Vielen Dank an Inge Illich und Wolfgang Rowold für die Überprüfungen der Heuschrecken- und Käfer-Bestimmungen. Dank auch an Achim Ehrenbrandtner von der Stadt Salzburg für den Zugang zum Rainberg sowie der Biotopschutzgruppe HALM für die regelmäßige Pflege des Steppenrasens.

Die gesamte Artenliste und die Belegfotos finden sich auf Observation.org, wo alle Beobachtungen erfasst wurden. In Summe wurden 147 Arten am Rainberg festgestellt. Darunter 111 Nachtfalter- und 12 Käferarten. Im August ist eine weitere Leuchtnacht geplant!

  • Zottiger Laubschnellkäfer (Stenagostus rhombeus)

  • Artenvielfalt am Leuchtturm

  • Hausmutter (Noctua pronuba)

  • Patrick Gros in seinem Element

Text:

Peter Kaufmann & Patrick Gros, 2021

Bilder:

Lisi Schlager & Peter Kaufmann, 2021

Literatur:

Embacher G. (2002): Die Großschmetterlingsfauna des Rainberges in der Stadt Salzburg (Insecta: Lepidoptera). In Mitt. Haus der Natur 15: 25-38.

Geiser E. (2001): Die Käfer des Landes Salzburg. Faunistische Bestandserfassung und tiergeographische Interpretation. - Monographs on Coleoptera (Wien), Vol. 2, 706 pp.

Illich I., Werner S., Wittmann H. & R. Lindner (2010): Die Heuschrecken Salzburgs. Salzburger Natur-Monographien 1, Verlag Haus der Natur, Salzburg. 254 pp.

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