Gefährdung

Intensive Erhebungen von Gros (in lit.) haben erfreulicherweise ergeben, dass der Enzian-Ameisenbläuling nicht unmittelbar vom Aussterben bedroht  ist, wie ursprünglich angenommen (Rote Liste Salzburgs – Embacher 1996). Diese Falterart muss in Salzburg jedoch als gefährdet angesehen werden. Gerade vom Ökotyp trockener Habitate sind derzeit nur noch wenige Fundorte bekannt, die sich nicht in Schutzgebieten befinden, und somit durch Veränderung der Bewirtschaftung jederzeit unbemerkt verschwinden könnten. Im Gaisberggebiet, wo dieser Ökotyp früher offensichtlich regelmäßig anzutreffen war, ist er ausgestorben. Dieser Ökotyp ist vom Vorkommen des in Salzburg seltenen Kreuzenzians (Gentiana cruciata, Futterpflanze der Raupe) in bevorzugt tieferen Höhenlagen abhängig, und diese Pflanze der sehr extensiv bewirtschafteten, trockenwarmen Magerweiden ist in Salzburg mittlerweile noch seltener geworden, als der Lebensraum selbst. Der Ökotyp feuchter Habitate besiedelt sehr extensiv bewirtschaftete, magere Niedermoorwiesen mit Vorkommen des Lungenzians (Gentiana pneumonanthe)  und des Schwalbenwurzenzians (Gentiana asclepiadea), Lebensräume, die in Salzburg in der benötigten Qualität nur noch reliktär vertreten sind. Die letzten Vorkommen befinden sich fast alle in Schutzgebieten, ohne die sie wahrscheinlich großteils ausgestorben wären.

Gefährdungsursachen stellen v. a. die Aufgabe der Streuwiesenkultur magerer Niedermoorwiesen, die In­ten­­­si­­vierung der Land­­wirt­schaft (Entwässerung, Düngung, häufige Mahd oder Ü­ber­­­beweidung) bzw. die völlige Aufgabe der Bewirtschaftung oder Auf­forstungen dar (Ökotyp feuchter Habitate), und die In­ten­­­si­­vierung (oder Düngung) bzw. die völlige Aufgabe der Beweidung der letzten besiedelten Magerweiden (Ökotyp trockener Habitate). Ein zu frühes Mähen schwächt die Populationen in Streuwiesenlebensräumen erheblich: Wird die Fläche vor September gemäht, ist mit einem Totalverlust zu rechnen. Erst ab etwa Ende September, teilweise sogar noch später, sind die Raupen für ihr Überleben nicht mehr auf blühende, stehende Enziane angewiesen!  

Als Art des sehr mageren, niederwüchsigen Offenlands ist der Enzian-Ameisenbläuling besonders gegenüber Nährstoffanreicherungen empfindlich, insbesondere durch direkte oder indirekte Düngung der besiedelten Lebensräume. Bei den noch übrig ge­blie­benen Salzburger Ha­bi­taten wird die Mindestgröße für eine überlebens­fä­hige Population vielerorts un­terschritten, die Habitatqualität wird sehr oft durch Ein­sickern von Nähr­­­stof­fen aus angrenzenden, intensiv genutzten und regelmäßig gedüngten Wie­sen­­­flä­ch­en negativ beeinflusst. Da­s al­les führt zur fortschreitenden Isolation der noch exis­tie­ren­den Ein­zelpopulationen, die den unerlässlichen Aus­tausch viel­er­orts be­reits völlig unterbindet, und als Folge dessen zum allmählichen Ausdünnen und letztlich auch zum Aussterben der betroffenen Populationen führt.
Beim Enzian-Ameisenbläuling ist also auch die Intensivierung der Landwirtschaft als größte Bestandsgefährdung anzusehen. Somit ist dieser Falterart die großflächige Wiedereinführung extensiver Bewirtschaftungsformen in den bevorzugt besiedelten tieferen Lagen des Landes dringend erforderlich.

Rote Liste Status im gesamten Bundesland Salzburg und in Österreich: Gefährdet (Vulnerable, VU)

 

Phengaris alcon - Bild: P. Gros

Verbreitung in Salzburg

Schwerpunkt der Verbreitung in den Niedermoorgebieten des Alpenvorlands und des nördlichen Randgebiets der Kalkvoralpen (Ökotyp feuchter Habitate; ca. 90 % der Nachweise). Der Ökotyp trockener Habitate, der in xerothermen Magerweiden tieferer und mittlerer Gebirgslagen der Kalkvoralpen sehr lokal anzutreffen ist, macht nur ca. 10 % der Nachweise aus.